Post by Jörg LorenzWenn es schief geht, bedeutet die morgige Abstimmung im EU-Rat das Ende
der verschlüsselten privaten Kommuniktion mit Messengern. So wi es
aussieht, würden sich Signal und auch Threema von Europa verabschieden.
Sie bedeutet de facto auch das Ende der Demokratie in der EU.
Das ist blanker Unsinn und disqualifiziert dich sofort als ernsthaften
Diskutanten. Und da wunderst du dich echt, daß niemand diskutieren will? Die
Demokratie wird nicht durch deren Verteidigung bedroht, sondern durch
Unterlassen der Verteidigung.
Ich bin auch nicht dafür, daß jemand meine private Kommunikation mitliest
und auswertet.
Aber andererseits jammert jeder nach einem terroristischen Anschlag, daß
"nicht genug dagegen" unternommen würde. Ja was glaubt die Mehrheit
eigentlich, was das in der Praxis bedeutet? Warten, bis ein Täter sich
freiwillig outet?
Tatsächlich ist die verschlüsselte Kommunikation eine extreme
Herausforderung für die Gesellschaft. In einer Zeit, in der die große
Kriminialität gerade nicht durch physische Vorgange wie Abtransport
gestohlener Ware erfolgt, sondern im wesentlichen durch Kommunikation
(Verabredung, Planung, Logistik, Dokumente etc.).
Diese Kriminalität ist auch nur durch Kommunikation bzw, deren Dokumentation
und Analyse nachweis- und bekämpfbar. Das ist eben so in Zeiten, in denen
jemand Millionen klauen kann, ohne sein Haus zu verlassen.
Also ist es doch nur logisch, daß solche Kommunikation durchleuchtet werden
können muß.
Der größe Unterschied ist nur, daß bei herkömmlicher Überwachung z.B. des
gespochenen Worts innerhalb der eigenen Wohnung ein Richter vorab zustimmen
muß, während es bei digitaler Kommunikation zwei Möglichkeiten gibt, erstens
Vorabzustimmung wie gehabt oder zweitens nachträgliche Auswertung.
Bei einschlägig bekannten Wiederholungstätern und fundierten Hinweisen ist
eine solche Vorabzustimmung praktikabel und wird auch gemacht.
Da in aller Regel aber kommunikationsnutzende Täter vorab nicht bekannt sind
und also gar nicht gezielt vorab überwacht werden können, die entscheidende
Kommunikation und Aktion aber regelmäßig vor und nicht nach der Tat
stattfindet, kann logischerweise die Kommunikation nicht erst nach derTat zu
analysieren begonnent werden - wo nichts ist, da findet man auch nichts.
Will man also solche Taten aufdecken, bleibt einem gar nichts anderes übrig
als die Kommunikation rückwirkend zu analysieren..Dazu gibt es wiederum zwei
Alternativen: Realtime-Analyse sämtlicher Kommunikation aller
Kommunikationsteilnehmer, oder regulierte Aufzeichnung von Kommunikation und
deren spätere Auswertung im Verdachtsfall.
Von der Realtimeüberwachung, die nur durch entscheidungsfähige Automation zu
erreichen wäre, dürften wohl die wenigsten begeistert sein. Ich auch nicht.
Bleibt als einzig gangbare Möglichkeit, Aufgezeichnetes zu analysieren,
dabei den Aufzeichnungsumfang zu minimalisieren und im übrigen eine
ungerechtfertigte Aufzeichnungsanalyse signifikant streng zu ahnden.
Von den Marktschreiern wird da meistens nur der erste Punkt beachtet, weil
sich damit am einfachsten Empörung generieren läßt. Die beiden anderen
Punkte werden viel zu wenig diskutiert, dabei sind sie die entscheidenten .
Aber vielleicht sehe ich das ja alles nur zu theoretisch und du kannst uns
sagen, wie man z.B. Kinderpornographie ohne Angucken der versandten Bilder
und deren Metadaten bekämpfen könnte, oder wie man Verdächtige ausmachen
könnte, die sowohl bei Ereignis A zugange waren als auch bei Ereignis B? Die
Stasi hatte das seinerzeit mit Manpower zu erledigen versucht und ist schon
damals trotz ihrer umfänglichen Vollmachten so komplett gescheitert, daß ihr
dabei der ganze Staatsapparat abhanden kam. Möchtest du das für eine
Demokratie auch so halten?